Pöbeln Text: Leo

Lame Night Switzerland

Nach Deville, einem Dude, standen einige Dudes als seine Nachfolge zur Auswahl. Geworden sind es zwei davon: Stefan Büsser und sein Sidekick Michael Schweizer, zwei Drittel des Podcasts «Comedymänner», früher «Quotenmänner».

Mitte Februar ist es so weit: Late Night Premiere! Büssers Anzug sieht aus, als ob er zu lange am Stewi in der Sonne gehangen wäre, die Wand im Hintergrund wie eine Kunstausstellung in der Bahnhofshalle des HB Zürich. Büssi begrüsst, Sidekick Schweizer schwafelt von seinen Second-Hand-Sichtungen, während am unteren Bildrand noch die Powerpoint-Icons eingeblendet sind. Monologe und Sketche tauschen sich ab und verschmelzen zu Haltungslosigkeit. So wird jegliche vom Einspieler über die Man’s World in Zürich versuchte Mackerkritik untergraben von Büssers engem, pinkem Eiskunstlaufoutfit, über welches wir lachen sollen, weil er darin nicht dem Männlichkeitsideal entspricht. Dann aber genug geblödelt. Während dem sogenannten Desk Piece wird, gemäss Büsser, «vertieft auf ein Thema geschaut». Und tatsächlich: hinter dem sowieso schon etwas boomerig angehauchten «lol, dating apps» verbirgt sich ein weiteres «lmao», jetzt fingerzeigend Richtung asexuelle Menschen.

SVP Bundesrat Albert Rösti wird auf die Bühne gebeten und äussert Bedenken, ob es wohl eine schlaue Idee war, in die Show zu kommen. Gewiefter Satiriker Büssi ist auf Konfrontationskurs, wirft der SVP sektenähnliche Strukturen und fehlendes Gendern vor, gendert sogleich selbst nicht und stellt fest, dass sich Satire und Comedy ja gut mit der SVP vertrügen. Rösti erwidert, man lade die SVP ja trotzdem immer wieder ein und hat damit recht, das Publikum klatscht. Danach darf er sich in aller Ruhe für die angepeilte SRG-Budgetkürzung rechtfertigen, was Moderator Büsser mit einem «unbedingt» quittiert. Es geht dem Ende zu. Rösti ist nicht nur Öl-Lobbyist sondern auch einfach Mensch und musikalisch und darf deshalb ans Schlagzeug. Büsser fordert ein «ba dum, tss», der Bundesrat versteht nicht, was gemeint ist und spielt, metaphorisch für die ganze Sendung, nicht den gewünschten «Comedy-Tusch». Nach Abmoderation schwingt die Kamera über das rythmisch klatschende Publikum, Rösti trommelt «Smoke on the Water».

Die erste Folge des Potcasts Comedymänner nach der Premiere beginnt mit dem Clip von Rösti, in welchem er sich fragt, ob es eine schlaue Idee gewesen sei, in die Show zu kommen. Man könne jetzt festhalten, dass es eine gute Idee gewesen sei. Dann ist ja gut. Sidekick Michael Schweizer redet über nerviges Gendern und eine heisse Pädagogin und Büsser verspricht, dass die zweite Sendung besser werde.