Altenberg Text: dom | Bild: Mirjam Ayla Zürcher

Lärm & Folter

E.Y. Meyer lernt zusammen mit seinem Kater Gumpy die Tierwelt besser kennen.

Nach langem Kampfe lag nun endlich die Ruhe vor ihm. Schon lange sehnte er sich danach, in wunderbarer Stille selig auf der obersten Hangstufe unter der Kornhausbrücke auf einem Stein zu sitzen und über Walther von der Vogelweide nachzudenken. Gumpy würde sich neben ihm auf dem Boden räkeln und sich so frei und natürlich fühlen, wie es einer Katze entspricht. Ohne das Gepoltere dieser unsäglichen Reitschule. Ohne die Geräusche von Tanz und Spass, die ihn so dermassen niederschmetterten – Bass für Bass.

Und so machte sich E.Y. Meyer zusammen mit Gumpy auf den Weg zu seiner Stufe. Die Blätter raschelten leicht im Winde, ja, es schien sogar ein wenig, als würde er die untergehende Sonne leise hören. Genau so hatte er es sich immer erträumt. Dafür hatte er gekämpft. Jahrelang. Gegen die Reitschule. Gegen die Schütz. Gegen die elenden Jungen, die ihm Wochenende für Wochenende aufzeigten, was er alles verpasst hatte. Endlich gehörten auch Luftraum und Schallwellen ihm und dem Altenberg. Es war so schön, da musste er unweigerlich an diesem Moment denken als KRAAAAA!! Was? Was war das?… Stille.

Dieser Moment damals als UKRAAA UKRAAA! Was?!!? Das konnte doch nicht wahr sein. Die Schallwellen vibrierten und schlugen hart an seine Trommelfelle, so dass es weh tat. Was war es? Die Reitschule diese Elenden?! KRAAA KRAAA HAHAHAHAAAA! E.Y. Meyer hielt sich die Ohren zu. Terror! Terror! Ja, so hatte er es gelesen. Wie früher die Römer als sie KRAAA HAHAHAHA! Meyer schaute hoch. Da sah er die Katastrophe vor seinen Augen: es waren Möwen. Möwen!! Die gehörten doch nicht hier her. Nicht nach Bern! Schockiert sass er da, auf seinem Stein. Gumpy neben ihm, horchend. Wie kommen die Möwen nach Bern? Seit wann sind sie da? Wo wohnen sie? Wie lange bleiben sie? Diese Fragen nicht beantworten zu können, nichts zu wissen – das war das Schlimmste an allem.

Meyer versuchte nochmals an Walther von der Vogelweide zu denken: «Möwen die Möwen, schweben ins Licht, kacken auf die Löwen, vergiss mein nicht.» HAHAHAHAHA!! Nein, so ging das nicht. Wütend holte er sein Telefon hervor, machte ein Selfie von sich und rief die Polizei.

Die Polizei wusste Bescheid. Die Möwen waren Terrorist* innen. Sicherheitsdirektor Müller habe schon eine Medienmitteilung verfasst und Nause ordnungsgemäss dem restlichen Gemeinderat die Schuld gegeben. Die Möwen seien überall und entzögen sich leider den Polizeikontrollen, indem sie sich nach den Lärmattentaten auf die armen reichen Altenbergbewohner*innen, in der Reitschule versteckten. Dort vermute man auch die Möwenzentrale. Der Polizei seien leider die Hände gebunden. Rot-grüne Stadtregierung halt.

Und so war es aus mit der Ruhe für E.Y. Meyer. Wütend marschierte er nach Hause. Um den nächsten Kampf vorzubereiten. Gumpy freute sich heimlich.