Literarisch Text: lea

Teenies

Teenies sind gemein. Sie lachen und verstellen ihre Stimme. Sie schaffen es immer, die Deutungshoheit über die Situation zu haben. Dann bleibt dir nichts anderes übrig als zu akzeptieren. Sie sind zerbrechlich. So sehr, dass es fast unangenehm ist, in ihrer Gegenwart zu sein. Teenies performen ununterbrochen. Auch wenn wir alle performen, Teenies erreichen dabei eine höhere Stufe.

Teenie sein bedeutet vieles: Vor allem irritierte Proportionen und Anstrengung. Jeden Tag um seine Stellung kämpfen. Andauernd Gefahr laufen, von den Erwachsenen kommentiert zu werden, seht die Brüste sind gewachsen, die Bibeli am Rücken, ach hast du zugenommen, hast du abgenommen, ich war auch mal so dünn, der Flaum über der Lippe, der Rücken, der ist krumm, zu krumm, was kaust du auch die Fingernägel, hast du abgenommen, zugenommen, komm wir kaufen dir ein Deo. Haare rasieren, wo auch immer. Beinahe absolute Abwesenheit von Autonomie. Unzügelbare Lust nach ungesundem Essen. Andauernd Gefahr laufen, sich blosszustellen. Gesichtsverlust. Scham für den eigenen Körper, die eigenen Eltern, die eigenen Ängste. Scham für alles was einem eigen ist. Wunsch nach absoluter Anpassungsfähigkeit und das Unvermögen, dies zu können. Sich hässlich finden. Dinge tun, die man nicht tun will. Teenie sein, bleibt in Erinnerung. Teenies mit ihren verstellten Stimmen und ihrem boshaften Lachen.

Teenies ich möchte euch nicht sein. Teenies wartet nur, bald wird es vielleicht anders. Und anders heisst besser. Andere Dinge werden vermutlich auch schlimmer. Je nach Lebenslage, Privileg, Bezugspersonen. Aber das Teenie sein verschwindet.