Editorial Text: m*-Redaktion

Die globale Monarchie

Es herrscht wahrlich ein Ausnahmezustand. Wohl oder übel befinden wir uns in einer neuen, kaltherzigen, viralen Monarchie. Corona befiehlt und wir versuchen, uns durchzuwuseln.

Auch an der m*-Redaktion gehen die aktuellen Ereignisse nicht spurlos vorüber. Während einige mahnen, Ruhe und Distanz zu bewahren, erinnern andere an die vergessenen Flüchtenden an den europäischen Aussengrenzen. Während die einen zur Solidarität mit den bereits länger Eingesperrten aufrufen, waschen sich andere wie wild die Hände. Und meistens ist es eine Mischung aus allem gleichzeitig. Denn es ist schwer, im Mahlstrom der Verordnungen, Polizeikontrollen, exponentiellen Todeszahlen und ratternden Newstickern den Überblick zu bewahren.
Als Monatszeitung machen wir uns auch gar keine Illusionen, an jenem Tag, an dem das in deinem Briefkasten liegt, noch aktuell zu sein. Wird die Ausgangssperre schon real sein? Wird die ältere Generation noch zum Einkaufen dürfen? Werden die Schwachen und Unterdrückten in allen Gesellschaften noch mehr leiden? Wird die Repression und Überwachung eine neue Dimension erreicht haben? Wir wissen es nicht. Wir wissen noch nicht einmal, ob wir dir das nach Hause schicken können. Vielleicht liest du das ja auf unserer Webseite.
Und trotzdem wollen wir nicht so tun, als gäbe es die neue Monarchie nicht. Auch wir sind, als Menschen, täglich davon betroffen. Als Arbeitende, als Medienschaffende, als Freund*innen, Nachbar*innen, Aktivist*innen. In uns wühlt es. Darin geben wir einen winzigen Einblick: Was uns bewegt, was uns traurig macht, was uns wütend, perplex, hoffnungsvoll, frustriert, niedergeschlagen oder glücklich macht.
Diese Seiten sind so persönlich wie selten. Ich hoffe, du vergibst uns. Und jetzt stürzen wir diese Eiskönigin!

 

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