Text: lea

Die Klatschzeitschrift der Reitschule

Urslé und Manu erzählen, wie eine Klatschheftausgabe des megafon zum Reit- schulhit wurde. Das «megaview» erschien im Juli 2007, es war eine Sommeraus- gabe, etwas kleiner als die sonstigen Hefte und inhaltlich auch etwas weniger ernst. Ein Hochglanzmagazin der eigenen Art, ein Klatschheft.

Die Reitschule zum Glänzen bringen

«Damals erschien das megafon noch als Schwerpunktheft, zwei Personen waren jeweils zuständig für eine Ausgabe», erklärt Urlsé. Sie bezeichnet sich selbst als «Reitschul AG Hopperin». Lange war sie im Frauenraum – heute Queerfeministischer Raum – aktiv. «Irgendwann waren wir nicht mehr so viele im Frauenraum-Kollektiv und merkten, dass es Zeit für eine neue Generation war, wir sagten: entweder übernehmen jüngere und neue Menschen den Frauenraum oder er wird geschlossen.» Zum Glück geschah Ersteres. Danach beteiligte sich Urslé an der Bau-KG, die den Umbau der Reitschule koordinierte. «Als Axt & Kelle, Gesell*innen aus Deutschland da waren, und viele gemeinsame Bautage stattfanden, war die Verbundenheit sehr stark und viele Herzen begannen zu flattern. «Getratscht wurde ja eh immer», bemerkt Urslé und meint, dieser Sommer voller Liebe habe die Idee zum megaview möglicherweise beeinflusst. »

Als sie nach der Bau-KG dem megafon beitrat, fühlte sie sich mit dem Schreiben ganz wohl. «Ich machte gerne Hefte zu speziellen Themen, wie Schnee. ‹Schöner Wohnen› war eine Rubrik von mir zu diversen Wohnformen.»

Irgendwann hatte Urslé dann die Idee, ein Hochglanzmagazin über die Reitschule herauszugeben – das megaview. «Aus der Reitschule für die Reitschule.» Eine Seite im megaview ist den Reitschul-Trend- Frisuren gewidmet, auf einer anderen posiert ein bekanntes Reit- schulgesicht als Model. Trotz der vielen Parodien ist der Inhalt des megaview nicht einfach nur doof. Auf recht humorvolle Weise werden im Heft Hochglanzmagazine aber auch die lokale Berichterstattung über die Reitschule auf die Schippe genommen. Und die verschiede- nen Reitschul-AG`s mit etwas Selbstironie in Szene gesetzt.

Humor in der Politszene?

«Das war aber nicht nur einfach», erklärt Manu, der für alle Fotos – auch das aufwendige Titelbild, für das die megaview-Crew extra ins Seeland gereist ist – zuständig war. «Die Leute wollten dann trotzdem noch gut aussehen, oder verstanden nicht, dass sie eine Rolle einnehmen sollten.»

Auszug aus dem megaview: «Totalangesagt: Der Vorplatz der Reit- schule ist ein Ort, an dem sich AnbieterInnen und KonsumentInnen der Kultur mit denjenigen der Drogen mischen. Acht trendige Lampen beleuchten Holz und Beton sowie die immer wieder topaktuellen und modernen Graffiti. Eine abwechslungsreiche Geräuschkulisse von vorbeifahrenden Autos und Zügen bringt alle in Stimmung und macht das Erlebnis komplett.»

Nicht alle AG`s liessen sich porträtieren. «Der Infoladen und die Auto- nomen Anarchisten (A.A’s) waren nicht dabei.“ Bleibt die Frage, wie viel Humor und Selbstironie die Polit-Szene vertragen kann und darf. Urslé meint, auch das megafon dürfte manchmal etwas mehr spassig sein. Die meisten Reitschüler*innen waren aber vom megaview begeistert. Es sei die einzige Ausgabe gewesen, die restlos ausverkauft gewesen sei, so Urslé: «Die Leute schlugen das Heft auf und sahen sich selbst oder Freund*innen abgedruckt, sogar Spike der bekannte Reitschul- hund, der immer im Dachstock rumhing, war im megaview abgebildet. Es sind einfach alle auf das Heft abgefahren.» Urslé findet das auch ein bisschen widersprüchlich. Aber wie sagt man so gern: Widersprüche muss man aushalten. Urslé besitzt noch immer das Titelbild vom megaview, im 50X70 Format.